Mitgliederbrief des Kreisvorsitzenden Michael Harig

Liebe Mitglieder der Christlichen Union unseres Kreisverbandes Bautzen,

Christi Himmelfahrt und Pfingsten sind im Jahresverlauf deutliche Zeichen dafür, dass das laufende Jahr schon weit fortgeschritten ist. Das Schuljahresende naht mit der Prüfungszeit für Schulabgänger, die Gespräche vieler drehen sich um die bevorstehende Sommerzeit und ersehnte Urlaubstage.

Unsere Landwirte befassen sich mit dem Einbringen von Heu und Silage und sorgen sich um den ausbleibenden Regen... Ein fast normales Jahr, könnte man beim flüchtigen Lesen meinen.

Dabei ist nichts normal in diesem Jahr. Seit Januar hält ein Virus diese, unsere Welt in Atem. Anfangs ein Problem im vermeintlich fernen China. Spätestens seit Fasching, also ab Ende Februar/Anfang März sind auch wir als Teil des Ganzen damit konfrontiert. Die Welt ist eben zum Dorf geworden.

Erstbetroffen in Deutschland war der Landkreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen.

Einen ersten Fall im Landkreis Bautzen nahmen wir am 6. März zur Kenntnis. Überbringer waren zurückgekehrte Tirol-Urlauber im Raum Hoyerswerda.

Die Ereignisse überschlugen sich seither. In Italien und Teilen Österreichs breitete sich die Infektion besonders schnell aus. Grenzen wurden geschlossen, Personen- und Warenströme blockiert.

Bilder gingen um die Welt. Aus Bergamo in Italien, aus New-York in den USA, aus Spanien oder Frankreich. Auch aus unserem Landkreis z. B. anlässlich der Staus an der Grenze zu Polen.

Überfüllte Intensivstationen und Militärtransporte, beladen mit Verstorbenen, waren unter anderen zu sehen.

Der Heinsberger Landrat und italienische Bürgermeister mahnten ihre nationalen und internationalen Kollegen die Zeit zu nutzen. Zu nutzen um vorzusorgen, vorzubauen. Die Bundesregierung reagierte in Abstimmung mit den Ministerpräsidenten der Länder. Selbst die AfD im Bundestag beschloss den Nachtragshaushalt in einer Größenordnung von 156 Mrd. Euro mit. Die AfD-Landtagsfraktion in Sachsen forderte gar die Regierung auf einen landesweiten Katastrophennotstand auszurufen.

Allgemeinverfügungen wurden erlassen, das öffentliche Leben eingeschränkt, in die Wirtschaft eingegriffen, Schulen und Kindereinrichtungen geschlossen, Grundrechte (zeitweise) eingeschränkt außer Kraft gesetzt. Sport und Kulturveranstaltungen konnten und können nicht stattfinden.

Sorge macht sich breit. Dieser sogenannte Lockdown hat Folgen. Wirtschaftliche Existenzen sind bedroht. Gastronomie, Hotellerie, das Reisegewerbe, der Einzelhandel und auch die Industrie. Die Verunsicherung der Menschen führt zur Kaufzurückhaltung. Fertigungsketten, international organisiert, sind unterbrochen. Die Globalisierung scheint ihre Kinder zu fressen.

Mangel und Abhängigkeiten werden offenbar. Schutzausrüstungen müssen provisorisch erstellt werden. Täglich werden mit Spannung die Infektionszahlen erwartet. Virologen übernehmen die Rolle der Stars und Sternchen in den Medien. Pflegepersonal, Verkäuferinnen, Erzieher, Lkw-Fahrer und andere Berufsgruppen rücken als Leistungsträger in besonderer Situation in den Mittelpunkt des gesellschaftlichen Beifalls. Es bleibt abzuwarten, wie nachhaltig das alles sein wird. Verdient hätten es alle.

Im Landkreis haben wir schnell reagieren müssen. Der Aufbau von Teststrecken und die konsequente Verfolgung der Kontaktpersonen führten dazu, dass Infektionsketten unterbrochen werden konnten. Letzteres gilt für Deutschland insgesamt. Virologen, hochrangige Mediziner und die Politik werden nicht müde darauf zu verweisen, dass die Gefahr dennoch nicht gebannt ist. Ein wirksames Medikament wird erst in Monaten zur Verfügung stehen.

Die Menschen sind sensibilisiert. Die große Mehrheit befolgt Ver- und Gebote. Kontakte einschränken, Abstand halten sowie Mund und Nase schützen sind zu normalen Umgangsformen geworden. Gleichwohl macht sich Unruhe und Unmut breit.

Geschlossene Schulen und Kitas, Existenzsorgen, fehlende Kontakte und ein reduziertes öffentliches Leben ohne Kultur und Sport nerven und gehen an die Substanz.

Es werden zunehmend Fragen nach der Verhältnismäßigkeit gestellt. Vergleiche werden bemüht. Vergleiche mit den sonstigen Influenza-Verläufen und anderen Krankheits- oder Todesursachen. Zweifel werden formuliert und gesät. Unbenommen sind manche dieser Fragen auch berechtigt. Dennoch haben wir es nun mit dem sogenannten „Fluch der guten Tat“ zu tun.

Lockerungen werden erleichtert aufgenommen. Dennoch lassen sich die Zweifler nicht entmutigen.

Von Verschwörung und einem Merkel-Maulkorb ist die Rede. Hunderte Menschen bringen landauf, landab ihren Unmut zum Ausdruck. Es ist schwer zu bewerten.

Was würde wohl diskutiert, wenn auch bei uns die Kliniken und das gesamte Gesundheitssystem an Grenzen gekommen wären?

Wären es nicht die Gleichen, welche feststellen würden, dass Staat und Verwaltung zu spät reagiert hätten und damit billigend die Gesundheit und den Verlust von Menschen in Kauf genommen haben? Stünde dann auf den Masken vielleicht „Merkel-Mörder?“

Ich vermag all dies nicht einzuschätzen und zu beantworten.

Eines aber scheint sicher:

Die Leistungsfähigkeit unseres Gesundheitssystems einschließlich der öffentlichen Gesundheitsämter hat uns in Verbindung mit den getroffenen Maßnahmen gemeinsam vor Zuständen bewahrt, die anderenorts in der Welt noch heute andauern. Dies sollte denen entgegengehalten werden, welche im Nachgang nun die Welt erklären.

Als Kreisvorstand und Kreisverwaltung sehen wir uns gehalten alles zu tun, damit wir so schnell und gut wie möglich aus dieser Situation herauskommen.

Die Vorbereitung der recht vielen Bürgermeisterwahlen gehören aus politischer Sicht dabei ebenso dazu, wie ein vorausschauendes Wirtschaften im Landkreis.

Auch der Kalender geplanter Veranstaltungen unseres Kreisverbandes gerät durcheinander. Leider ist es in der gegenwärtigen Situation nicht möglich unser traditionelles Mitgliederforum mit unserem Landesvorsitzenden und Ministerpräsidenten in Lehndorf durchzuführen. Das ist sehr bedauerlich, da dieser Abend immer von intensiven Gesprächen und einem guten Miteinander geprägt war. Im kommenden Jahr wollen wir natürlich an diese gute Tradition anknüpfen.

Ähnliches gilt für geplante Veranstaltungen zum Anlass „30 Jahre Deutsche Einheit“, einen bedeutsamen Feiertag, den wir am 3. Oktober 2020 begehen. Unabhängig davon werden wir mit einer Publikation diesen Anlass entsprechend würdigen. So Ihrerseits Begebenheiten in besonderer Weise hervorgehoben werden sollen, bitte ich um Zuarbeit an unsere Kreisgeschäftsstelle.

Es ist gute Tradition, dass wir uns jährlich mit unseren Neumitgliedern in gemütlicher Runde treffen und auch eine Mitgliederehrung für jene organisieren, welche unserer Christlichen Union seit Jahrzehnten die Treue halten. Angesichts der Abstandsgebote und Hygienemaßnahmen sehen wir gegenwärtig auch die Durchführung dieser Veranstaltungen sehr kritisch. Für den Fall, dass wir in diesem Jahr auch darauf verzichten müssen, werden wir das Ganze im kommenden Jahr nachholen und die jeweiligen Jahrgänge zusammennehmen. Im Namen des gesamten Kreisvorstandes bitte ich für all das um Verständnis.

Ja, wir befinden uns in einer Situation, für welche es keine Blaupause gibt. Es werden Schäden und Probleme zurückbleiben, welche von staatlichen Bemühungen, bei allem guten Wollen, nicht abgefangen werden können.

Gleichwohl besitzen wir Erfahrungen mit Krisen und einem Danach, welches auch mit Chancen verbunden ist.

Gerade Pfingsten will uns daran erinnern. Es ist der Geist, der gute Geist, welcher erforderlich ist Probleme zu lösen und Kraftquell zu sein.

Bleiben Sie gesund und voller Zuversicht! Als Christen dürfen wir in der Gewissheit leben, dass wir nicht tiefer fallen können, als in Gottes Hand.

Lassen Sie Pfingsten in diesem Geist auf sich, Ihre Familie und Freunde wirken!

Es grüßt Sie ganz herzlich,

Ihr

Michael Harig
Kreisvorsitzender